Der Mosel-Apollo

Apollo als Forschungsobjekt

Mit dem Biologen Daniel Müller und Biggi Kaszmarek unterwegs

Der Mosel‐Apollofalter ist eine Unterart des Roten Apollos, der im Moseltal zwischen Winningen und Bremm seinen Lebensraum hat. Der Schmetterling aus der Familie der Ritterfalter begeistert durch seine Größe und die auffällige Flügelzeichnung mit den charakteristischen roten Flecken. 

Startschuss zu unserer Forschungsarbeit zum Apollofalter war am 2.Juni 2021 mit der Sichtung des ersten Falters unterhalb der Blumslay. Das Beobachtungsgebiet war der Uhlen zwischen Kobern und der Winninger Moseltalbrücke auf einer Strecke von rund 2,5 km Länge. Hier ist im gesamten Lebensraum noch die größte Population der schwindenden Falter zu entdecken. Insgesamt wurden dort neun markante Bereiche festgelegt auf denen Beobachtungen stattfinden sollten. 

Während der Flugzeit 2021 des Apollofalters sind wir nahezu täglich die Strecke abgegangen und haben verschiedene Daten zur Lebensweise des Apollofalters aufgeschrieben. Dazu gehörten neben der Anzahl der Falter (männliche und weibliche Tiere), die Blütenbesuche und die Verweildauer an den unterschiedlichen Nektarpflanzen, mögliche Eiablagen des Apollofalter‐Weibchens und Aktivitäten zwischen den Beobachtungsflächen. Darüber hinaus wurden die Wetterverhältnisse und der Blühhorizont (Anzahl der zur Verfügung stehenden Blüten auf der Fläche) notiert. 

Im Anschluss an die Flugzeit sind wir hoch in die Flächen, um die etwa stecknadelgroßen Eier zu suchen, die das Apollofalter‐Weibchen einzeln an Weinbergsmauern und Felsüberhänge ablegt. Das war in diesem steilen Terroir nicht ungefährlich und auch anstrengend. Nach mühevoller Suche, die über mehrere Wochen ging, hatten wir 50 Eier gefunden und markiert, die es über den Winter zu kontrollieren galt. Während dieser Phase sind verschiedene Daten zur Lage und Exposition sowie zu außergewöhnlichen Ereignissen der winzigen Eier erhoben worden. Dabei kam des Öfteren auch die oben erwähnte Lupe zum Einsatz. Ein glücklicher Zufall hat uns am 12. Februar 2022 zu einer einzigartigen und seltenen Beobachtung geführt. Wir konnten miterleben, wie ein winziges Räupchen aus der Eihülle schlüpft, in der es seit acht Monaten voll entwickelt verweilte. Ein Geschenk der Natur! 

Nachdem sich die kleinen Raupen eine Weile für das menschliche Auge unsichtbar gemacht haben, entdeckten wir gegen Ende März erste halberwachsene Raupen im 3. Larvenstadium. Nächstes Ziel war es nun, so viele Raupen wie möglich zu finden, um auch in diesem Entwicklungsstadium wichtige Erkenntnisse zu erlangen. Daniels Aussage, eine Apollofalter‐Puppe in freier Natur zu finden, hat sich leider bewahrheitet. Die Raupen ziehen sich zum Verpuppen zurück und spinnen sich locker in Erdnähe ein. Nachdem sich die Raupen viel früher als erwartet gezeigt haben, rechneten wir mit einer frühen Flugzeit des fertig entwickelten Falters. Am 12. Mai 2022 schloss sich der Kreis mit der Sichtung des ersten Apollofalters an den Felsen der Blumslay. Noch einmal zählten wir regelmäßig die Apollofalter an den Beobachtungsflächen und konnten mit Freude feststellen, dass sie sich in dieser Saison deutlich mehr zeigten. 

Die Erkenntnisse aus dieser Arbeit rund um unseren wunderbaren Apollofalter helfen uns dabei, seine Bedürfnisse im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterstützen. Die Verbesserung seines einzigartigen Lebensraumes durch Freistellung verbuschter Flächen und Anpflanzung von Futterpflanzen sind Maßnahmen, auf die wir Einfluss haben und die schon umgesetzt werden. Die zunehmende Trockenheit hat jedoch starke negative Auswirkungen auf die gesamte Flora und Fauna und an diesem Punkt sind wir machtlos. Es bleibt die Hoffnung, dass unser Mosel‐Apollofalter damit besser zurechtkommt, als wir es aufgrund der Gegebenheiten vermuten. Unser Einsatz zum Erhalt des wunderbaren Ritterfalters geht jedenfalls in die Verlängerung! 

Text und Fotos: Biggi Kaczmarek 

Tagfalter der Untermosel

Die Broschüre von Daniel Müller beschäftigt sich auf 36 Seiten mit der Tagfalter-Fauna des unteren Moseltals. Eine allgemeine Einführung beleuchtet die Lebensweise von Tagfaltern und stellt die für das Gebiet charakteristischen Lebensräume vor. Eine Seite ist dem Moselapollo gewidmet, der wohl populärsten Art der Region. Daniel Müller geht auf die Gefährdung der Tagfalter und mögliche Schutzmaßnahmen ein.

Den Kern der Broschüre bilden Artenporträts von allen 58 Tagfalter-Arten, die sich derzeit regelmäßig an der Untermosel beobachten lassen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Unterscheidungsmerkmalen der einzelnen Arten. Ein Literaturverzeichnis und eine Artenliste runden das Heft ab. Preis: 4,-€. Kontakt: Daniel Müller, Erlenweg 30, 56332 Lehmen, E-Mail: D.Mueller1996@web.de

 

https://www.lebendige-moselweinberge.de/doc/dlr_apollofalter.pdf

https://www.lebendige-moselweinberge.de/doc/dlr_edvedm.pdf

Stecknadelgroß:Eier des Apollofalters. Fotos: Kaszmarek
Der Apollo schlüpft aus dem Stecknadel großen Ei.
Apollo-Raupe beim "großen Fressen" auf der Fetthenne.
Apollo-Männchen
Apollo-Weibchen
Apollo-Film von Hans-Jürgen Zimmermann. www.naturundtierfilm.com