Die evangelische Kirche

Die evangelische Kirche

eine Kurzfassung-

Nach der Gründung des fränkischen Reiches durch den sich zum Christentum bekennenden König Chlodwig kam es im 6. Jh. verstärkt zu Gemeindegründungen und zum Bau von Landkirchen. Diese waren überwiegend dem damals in hoher Verehrung stehenden hl. Martin von Tours geweiht. Uralte Mauerreste unter unserer heutigen Kirche werden einer solchen Martinskirche zugeschrieben.

Um das Jahr 895 erhielt das Aachener Domstift das Patronat über die Winninger Kirche. Im Jahr 1264 kam Winningen an die Grafschaft Sponheim. Als einziger Ort an der unteren Mosel, mitten im Erzbistum Trier gelegen, gehörte Winningen nun zu dieser Grafschaft, in der im Jahre 1557 die Reformation eingeführt wurde.

Bereits im 12. Jh. kommt es zum Bau einer neuen, größeren Kirche. Sie wird als dreischiffige Basilika errichtet, wobei die Grundmauern der alten Vorgängerkirche als Fundament für die Pfeiler dienen, die mit ihren aufliegenden Scheidbögen das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennen. Auch der Turm bis zur Höhe der Glockenstube, und damit der im Turm liegende Chorraum stammen noch von diesem Bauwerk. Ebenso das südliche Seitenchörchen, das wohl der Standort eines der Nebenaltäre gewesen sein wird, die die Kirche im Mittelalter besaß. Mehrfach nachgewiesen sind ein Marien-, ein Katharinen-, ein Nikolaus- und Michaelsaltar.

Der Ort wurde zunehmend größer und mit dem Ansteigen der Einwohnerzahlen musste auch jeweils die Kirche „mitwachsen“. So kam es im Laufe der Zeit zu mehreren An- und Ausbaumaßnahmen. Nach einer ersten baulichen Veränderung im Jahre  1618 erfolgte um 1685 ein großer Erweiterungsbau. Der dreischiffige Baukörper erfuhr eine Verlängerung nach Westen und erhielt damit eine neue Fassade mit Rosettenfenster und Portal. Im Innern wurde eine dreiseitige Empore eingebaut, die bis heute in ihrer schönen barocken Gestaltung den Gesamteindruck des Kirchenraumes bestimmt. Doch schon bald war die Kirche wieder zu klein geworden. Um zusätzlichen Platz im Schiff und auf den Emporen zu gewinnen, wurden im Jahre 1718 die beiden polygonalen Querschiffe angebaut.

Neben dem gemauerten Altar stammt auch der romanische Taufstein aus der Erbauungszeit der Kirche. Sein großes Fassungsvermögen lässt darauf schließen, dass man im Mittelalter die Täuflinge ganz untergetaucht hat. Die Fresken im alten Seitenchörchen stammen aus der Zeit um 1230. Man erkennt in der Darstellung die alten Symbole der vier Evangelisten: Mensch, Löwe, Stier und Adler als geflügelte Wesen.

Die Orgel hatte verschiedene Vorgängerinstrumente. Sie wurde im Jahre 2000 generalüberholt und etwas umgebaut.

Das Geläut der Winninger Kirche besteht aus vier Bronzeglocken in der Stimmung c, f, äs, b. Sie stammen aus den Jahren 1507, 1422, 1957, 1507.

Ihre Beschreibung, wie auch die aller übrigen Ausstattungsstücke, sowie eine ausführliche Baugeschichte der Kirche, liegen vor.

(Quelle (Auszüge): Gerhard Löwenstein, HANDREICHUNG ZUR BESICHTIGUNG). 

Hinweis: Das Buch, „Die Winninger Kirche – Baubeschreibung-Baugeschichte-Ausstattung“, kann über die Ortsgemeinde, das Museum oder beim Verlag (www.verlag-smo.de) bezogen werden

Die zwei Pfarrhäuser

Winningen besitzt zwei Pfarrhäuser,  Das erste wurde 1751/52 erbaut, ein stattliches Barockhaus mit strenger, symmetrischer Eingangsfassade, schönen Fenstergewänden und Mansarddach, aber dennoch einfach gehalten; im Erdgeschoss die Amtsräume, oben die Pfarrwohnung. Von der Denkmalpflege wertvoll genug eingeschätzt, um die Erhaltung des Erscheinungsbildes, aber auch die der baulichen Ordnung im Grundriss zu verlangen und zu fördern. Letztere wurde allerdings, bedingt durch die allfälligen Pfarrerwechsel, immer wieder verändert.

Das zweite Pfarrhaus wurde über hundert Jahre später, 1887/88, anstelle eines wesentlich älteren Hauses erbaut. Volumen, Gesamtform und Front sind beim ersten Hinschauen identisch.

Aber natürlich weichen die barocken Merkmale des ersten Pfarrhauses zurtickhaltend Klassizistischen Elementen, zum Beispiel bei den Fensterformaten und -gewänden. Dieses zweite Haus wird schon lange nicht mehr als klassisches Pfarrhaus genutzt. Im Obergeschoss wohnten schon Küsterin, Vikare, das Erdgeschoss wurde dem rückwärtig angebauten Kindergarten zugeschlagen. Erstmals wurde es bereits 1938 zur “Kinderverwahranstalt“ umgenutzt, der Keller wurde damals zum Luftschutzraum umgebaut.

Viel älter als die Pfarrhäuser war das – 1931 abgerissene – „Stündchen“, das gegenüber dem nördlichen Seiteneingang der Kirche, neben dem späteren zweiten Pfarrhaus stand. In vorreformatorischer Zeit „Altarhaus“ mit der ehemaligen Michaelskapelle, wurde hier 1560, wenige Jahre nach der Reformation in Winningen, eine erste christliche Schule eingerichtet.

Das blieb sie zunächst bis 1833, von 1833 bis 1837 wurde sie als Gemeindesaal und Spritzenhaus genutzt, ab 1837 wieder als Schulsaal und Spritzenhaus. 1860 bis 1904 wurde in diesem Haus die Latein- und Diakonatsschule geführt, eine Besonderheit der Winninger Bildungsgeschichte. Dieses architektonisch nicht herausragende „Stündchen“, das auch immer wieder umgebaut wurde, wird hier erwähnt, weil es über Jahrhunderte diesen bestimmten Ort mit zentralen Funktionen der kirchlichen und der bürgerlichen Gemeinde verbindet.

Heute ist das zweite Pfarrhaus ein Zentrum der Winninger Jugendarbeit.

Illumination bei Winningen im Lichterglanz. Foto: Brost
Mittelpunkt von Winningen: die evangelische Kirche. Foto: Lammai
Kirche mit den beiden Pfarrhäusern
Fresken aus dem 12. Jahrhundert
Der alte Taufstein aus dem 12. Jahrhundert.Foto: Brost
Der alte Innenraum mit Orgel
So sah die Kirche um 1900 aus
"Mannhaus" um 1900
Musik in der Kirche mit Cellist Benedict Klöckner. Foto: Brost
Kunsttage-Installation. Foto: Lammai