Funde der frühen Bronzezeit sind im Moselmündungsgebiet rar. Diese Region lag offensichtlich nicht im direkten Einflussbereich der frühbronzezeitlichen Kulturzentren. Man muss wohl von einer dünnen Besiedlung der Mittelrheinregion in dieser Zeit ausgehen. Für die anschließende mittlere Bronzezeit ist das sich abzeichnende Bild etwas besser. Bis in den Beginn der mittel-rheinischen Hügelgräberbronzezeit waren die Landstriche an der unteren Mosel noch stark in spätneolithischen Traditionen verhaftet. Erst nach einem längeren Prozess wurden auch im Moselmündungsgebiet die Fortschritte und Veränderungen der neuen Zeit übernommen. Um so erfreulicher ist, dass einer der seltenen Bronzefunde dieser Zeitspanne in der Gemarkung von Winningen entdeckt wurde.
1962 konnte bei Niedrigwasser am südwestlichen Uferrand der Moselinsel Ziehfurt eine bronzene Dolchklinge entdeckt werden. Es handelt sich um die leicht gebogene, lanzettförmige und 16,9 cm lange Klinge eines Griffplattendolches. Der an der leicht gebogenen Platte der Klinge einst angebrachte Griff ist nicht mehr erhalten.
Drei zu erkennende Nietlöcher zeigen aber, dass hier einst eine Handhabe vorhanden war. Die Fundstelle ist von Bedeutung, da die Insel Ziehfurt ,im unteren Moseltal die einzige günstige Überquerungsstelle bietet. Vermutlich ist dieses Objekt also mit dem Passieren der Mosel zu verbinden. Sollte hier durch die absichtliche Deponierung des Griffplattendolches und daher durch ein Opfer an die Götter eine sichere Überquerung erfleht werden? Oder trat ein zufälliger Verlust bei den Mühen des Flussüberganges ein? Letztlich wird diese Frage nicht mehr zu klären sein. Sicher ist aber, das die Klinge nach ihrer Formgebung in die Stufe C der Hügelgräberbronzezeit datiert und daher während des 14./13. Jahrhunderts v. Chr. hergestellt worden sein dürfte.
(Quelle: Auszug): Lutz Grunewald – Winningen in vor- und frühgeschichtlicher Zeit