Katholische Kapelle St. Martin

Das Jahr 1557 brachte für die Winninger Christen ein einschneidendes Erlebnis: Bis auf die Familie der Freiherrn von Heddesdorff, mussten sich alle Bürger auf Weisung der sponheimischen Obrigkeit zum protestantischen Glauben bekennen. Die im 13. Jahrhundert erbaute romanische Kirche St. Martin in der Ortsmitte wurde „evangelisch“. Bis ins 19. Jahrhundert mussten die Winninger Katholiken dann auf eine eigene Kapelle warten.

Die katholische Kapelle Sankt Martin wurde Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen des Koblenzer Architekten Ferdinand Jacob Nebel (1782-1860) errichtet, zusammen mit den Winninger Maurermeistern Ludwig Kröber und Anton Mölich. Schlicht, in den bescheidenen Ausmaßen von 18×10 m, architektonisch bemerkenswert konsequent und stilsicher gebaut, steht sie für die zeitgenössische, edle Verbindung aus Neuromanik und Romantik: Denn so ohne weiteres darf man vom landläufig genannten „Rundbogenstil“ nicht gleich auf historisierende Romanik schließen, wenn zugleich die Vorliebe der Zeit und der rheinischen Region für Steinsichtigkeit (Bruchsteine und Basaltgewände) dominiert. Der (katholische) Amtsbürgermeister Johann Liedel hatte bald nach seiner Ernennung (1843) damit begonnen, Geld für eine katholische Kirche in Winningen zu sammeln und die kirchliche Betreuung durch die Nachbarpfarreien (erst Lay, später Güls) zu erwirken. Er fand insgesamt 1538 Geldgeber. Der Wetterhahn kam schon am 30. November aufs Dach. Trotzdem zogen sich Finanzierung und Ausbau länger hin, so dass die Einweihung erst am 30. Oktober 1856 erfolgte.

Diese erfolgte durch den späteren Kardinal Philipp Krementz, der als Sohn eines Metzgers in Koblenz geboren, unter anderem Dechant des Dekanates Koblenz und Erzbischof von Köln war.

Auszug aus: Peter Lammert, Städtebauliche Entwicklung und architektonische Merkmale – Beiträge zur Ortsgeschichte

Winningen gehört heute zur Katholischen Kirchengemeinde Koblenz Links der Mosel.

Eine detaillierte Abhandlung von Hedwig Herdes über die „Kleine Gemeinschaft der Winninger Katholiken“ finden Sie ebenfalls in den Beiträgen zur Ortsgeschichte. Die Chronik kann im Gemeindebüro (Ortsverwaltung) erworben werden.

Katholische Kapelle von Winningen. Alle Fotos: Brost
Das Innere der Kirche
Der steinerne Hochaltar ist ein Geschenk der Eheleute Philippus und Walburgis van der Bergh aus Koblenz
Die Orgel wurde 1897 angeschafft (Orgelbaumeister Gerhard aus Boppard)