Rommersdorfer Hof

Die Abtei Rommersdorf wurde von ihren mutmaßlichen Stiftern, den Herrn von Isenburg, die als Untervögte der Pfalzgrafen und auch als Vögte des Erzstiftes Trier in fast allen linksrheinischen Orten um Koblenz erscheinen, mit reichem Landbesitz ausgestattet.

Für das Jahr 1204 ist solcher auch in Winningen erstmals bezeugt. Bereits im Jahre 1221 befreite Graf Heinrich von Sayn die in der Gemarkung Winningens liegenden Güter der Abtei von den Abgaben (Weinbede), welche die Einwohner sonst zu bezahlen hatten. Im Jahre 1257 bestätigte Papst Clemens IV. der Abtei die Besitzungen und Rechte in der Gemeinde.

Einen im „Horsdorph“ gelegenen Hof, auf den die Abtei bei dem Kardener Scholaster Ludwig von Schubach (1251-1272) eine Hypothek von 100 Denaren aufgenommen hatte, überließen die Prämonstratenser im Jahre 1282 dem Stift Karden, weil sie eine jährliche Rente von 10 Mark wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten nicht aufbringen konnten. Das Stift leistete bei der Übernahme des Hofes eine Zahlung von 20 Mark. 618 Jahre später scheinen diese wirtschaftlichen Schwierigkeiten nicht mehr bestanden zu haben, denn im Jahre 1300 erwarb die Abtei für die Kaufsumme von 40 Mark, die jedoch in einen Zins von 4 Mark (jährlich?) umgewandelt wurden, von Paulina von Winningen, der Witwe des Ritters Heinrich, genannt „,Hunschewin“ von Lahnstein, deren ebenfalls „zu Horsdorf“ gelegene Hofstatt, die Gobelinus, genannt „Horschebeur“ bewohnte. Zu dem Hof gehörten ein Garten, von dem ein jährlicher Zins von 12 Solidi und 3 Gänsen zu zahlen war, ferner 4 Weingärten in den Distrikten „maior Reupzeche, minor Reupzeche, Helde (und] am Herweche“. Der Hof mit dem Garten und den vier Weingärten sowie einem weiteren „anme camero“ (Kammert) gelegen, wurde im Jahre 1331 dem Werner, genannt „Wenze“, einem Knappen von Steverin, für den genannten Zins erblich verpachtet. Danach wird dieser Hof in den vorhandenen Urkunden nicht mehr erwähnt.

In den Urkunden des 15. Jahrhunderts werden lediglich Weingärten verlehnt. So belehnten Abt und Konvent der Abtei im Jahre 1467 den Bürger Peter Wirich und dessen Ehefrau Crissaem mit Weingärten im Kamerait, in den Awen, im Sand, in dem Muregen [Mäuerchen und im Profigin“ mit einer Gesamtfläche von 1 Morgen sowie 3 Stücken Land. In den nächsten Jahren konnte das Kloster seinen Winninger Grundbesitz. durch Ankäufe und Überschreibungen erweitern, der größte Zuwachs fiel ihm jedoch auf dem Wege der Erbschaft zu.

Der Grundbesitz der Abtei, der sich durch die Erbschaft des Abtes Thomas von Dieblich von ehemals 5 Weingärten und „3 Stücken Land“ erheblich vergrößert hatte, wird 1612 mit einer Gesamtgröße von 4 Morgen 2 Viertel Weingärten, 4 Morgen Hecken, Wiesen und „einem Stück Garten* angegeben. Der reine Ertrag, den die Hofleute der Abtei ablieferten, belief sich im Jahre 1689 auf 3 ½ Ohm Rot- und 8 ½ Ohm Weißwein (1 Ohm hatte zwischen 130 und 170 Liter). 1741 wird die „Crescentia“ mit 3 Fuder ( 1 Fuder sind etwa 1000 Liter) Weiß- und 2 Ohm Rotwein angegeben.

Wie alles klösterliche Eigentum sollte der Grundbesitz zusammen mit dem Hof von der napoleonischen Departementverwaltung versteigert werden. Zu einer Versteigerung des Grundbesitzes, der in den französischen Akten mit einer Gesamtgröße von 1,7438 Hektar, dabei 11.270 Weinstöcke, angegeben wird, kam es am 6. Oktober des Jahres 1804. Die bisherigen Pächter Bartholomäus Brost und Nikolaus Löwenstein ersteigerten die auf 3.500 Franes geschätzten Güter für 6.025 Francs. Die Gebäude, die zum Teil noch heute erhalten sind, tragen in einer ersten Häuseraufnahme aus dem Jahr 1779 die Hausnummern 114 (Rommersdorfer Hof) und 115 (aus des Bartholomäus Brost). Diese alten Hausnummern entsprechen den heutigen Hausnummern 6-8, 10-12 und 14 in der Bachstraße.  Nachdem das Haus einmal geteilt und mit den Hausnummern 6 und 8 versehen worden war, bildet es heute unter der Anschrift Bachgasse 6 wieder einen Komplex.

Seit 1963 gibt es in dem ehemaligen Kelterhaus der Abtei Rommersdorf das Speise- und Weinlokal „Brunnenklause“. Bei den Umbauarbeiten wurden zahlreiche Weinkrüge aus dem 14. und 15. Jahrhundert gefunden.

(Auszüge aus: Rainer Garbe, Klöster und Adel als Grundbesitzer – Historische Weinhöfe und ihre Pächter – Beiträge zur Ortsgeschichte)

Heute Gaststätte, damals Kelterhaus. Foto: Lammai
Beim Umbau 1963 gefunden. Weinkrüge aus dem 14./15. Jahrhundert. Foto: Lammai
Weinkrüge aus dem 14./15. Jahrhundert. Foto: Lammai