Villa Schwebel

Die Villa Schwebel

1830 kam Johann Heinrich Schwebel auf Einladung seines Onkels nach Winningen. Hier erlernte er das Küferhandwerk und heirate 1833 die Winzertochter Justine Moelich. Schwebel wurde Küfermeister und begann 1842 mit dem Weinhandel und später auch mit der Mostaufbereitung.

Es waren schlechte Zeiten an der Mosel, geprägt von Missernten und großer Not. Mit dem guten Jahrgang 1857 änderte es sich rasant. Die Weine von der Mosel entwickelten sich in den nächsten Jahren zu Spitzenprodukten, die ihre Käufer fanden. 1860 erwarb Heinrich Schwebel ein großes Grundstück in Winningen und baute dort die ersten eigenen Gebäude. Eine Veränderung im Weingeschäft vollzog sich. Die Weinhandlungen übernahmen von den kleinen Winzern die Kellertechnik. 

Schwebel kaufte von den Winzern der Region ihre Moste und Weine und wurde bald zum größten Unternehmer, Arbeitgeber und Steuerzahler der Gemeinde. Mit dem Bau der Eisenbahn konnte er weiter expandieren, die Frachtkosten sanken und neue Absatzgebiete erschließen. Sein Sohn, August, baute 1891 die zweistöckige Kellerei an der Südseite. Nun hatte die Weinhandlung ein Fassungsvermögen von 1,5 Millionen Liter. Die Weinhandlung Schwebel betrieb Handelsbeziehungen im gesamten Deutschen Reich, Europa und nach Übersee und galt bald als eine der bedeutendsten an der Mosel. Ihre Wirtschaftskraft ist gut an den Einkäufen von Mosten in dem Jahre 1898 erkennbar. Hier kaufte die Weinhandlung Schwebel 287 000 Liter Most zu einer Summe von 262 215 Goldmark. Dies entspricht einer heutigen Kaufkraft von ca. 2,6 Millionen Euro.

Anfang des 19. Jahrunderts wurden die Wirtschafts-und Wohngebäude nach dem neusten Stand der Technik vergrößert und erhielten ihr heutiges Aussehen. Es gab eine eigene Energieversorgung, eine ausgeklügelte Wassergewinnung, eine eigene Küferei und die Keltertechnik war fortschrittlich. Die dritte Generation übernahm die Geschäftsführung. Der Betrieb florierte und es gab Pläne, die Betriebsfläche um das doppelte zu erweitern.

Am Ende des zweiten Weltkrieg, wurde das Haus von den Amerikaner besetzt und später fünf Jahre als Sitz der französischen Präfektur genutzt. Danach konnte die Weinhandlung Schwebel nicht mehr wieder ihre einstige Bedeutung erlangen.

1958 versteigerte der damals 78jährige Bernhard Heinrich Schwebel die Betriebsausstattung und große Teile seines Weinbergsbesitzes. Die Kellerei wurde von der Koblenzer Sektkellerei Deinhard gepachtet. 

Nach dem Tode der Schwebels, Ende der siebziger Jahre, zog 1983 ein Enkel, Henning von Vangerow, mit dem Lift- Theater nach Winningen. 1986 gründete er den Verein Villa e.V. zur Förderung des kreativen Ausdruckes. Das Haus wurde nun Seminar- und Tagungsstätte. Es gab Konzerte. Im Keller wurde König Übü gespielt In den Seitengebäuden konnte man übernachten und Henning von Vangerow lehrte und tanzte TaKeTINa im großen Speisesaal. 

1990 errichtete der Fotograf Martin Wolf sein Atelier in der Villa. Das Haus wurde zum Fotomodell. Viele Werbeaufnahmen im Auftrag renommierter Kunden wurden seit dem hier realisiert. 1999 verkauften die fünf Erben der Familie Schwebel das Anwesen an Martin Wolf. Seitdem wurden umfangreiche Renovierungs- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt und die beiden leerstehenden Seitenflügel zu hochwertigem Wohnraum ausgebaut.

Die Villa Schwebel - Ansicht aus Schulstraße gesehen. Foto: Mahlow
Heinrich Schwebel
1,5 Millionen Liter Wein konnten in den Keller gelagert werden.
Arbeiten im Fasskeller
Kellermeister Hermann Knebel beim Verladen von Fässern
Titel der Preisliste von Schwebel 1914
Flaschenpreisliste von 1914