Spital

Bei Einführung der Reformation im Jahre 1557 gab es in der ganzen Hinteren Grafschaft Sponheim nur drei Hospitäler. Es waren dies die Klause zu Trarbach, das Heilig-Geist-Hospital zu Enkirch und das Hospital zu Winningen. Von letzterem heißt es: „Winningen hat ein Hospital, der Kuhhirt bewohnt dasselbige. Doch wenn fremde arme Leuth kommen, haben dieselben Unterschlupf darin. Es hat nie über 20 Florin [=Gulden] Einkommens, dieselben werden uf gewisse Tage im Jahr an Brod den Hausarmen und sonst auch Fremden, die dazu kommen, ausgetheilt, und geschieht darüber vom Pfarrherrn oder Bürgermeister Rechnung. Das Spital, erstmals 1543 in einem alten Güterregister des Klosters Groß St. Martin zu Köln erwähnt, war kein Aussätzigenhaus, sondern eine Art Armenhaus für ortsansässige Arme und Kranke. Auch diente es als Herberge für die Durchreisenden, die „um Christi willen“ verpflegt wurden.

Am 1. Januar 1733 wird Schreinermeister Christian Kohl vertraglich verplichtet, das verfallene Spital mit einem Anbau zu erweitern und zu reparieren und „folglich zu einer bequemen Wohnung“ zu machen. Gegen Verrechnung seiner Kosten und späteren Zahlung eines Mietzinses darf er darin wohnen. 1743 wird dem Meister Peter Lang der „obere Theil im Spitals Haus“ vermietet. 1755 kaufen Heinrich Löwenstein und Christian Kohl das Spitalshaus und schulden der Gemeinde jeweils 65 Reichstaler. Im gleichen Jahr erwirbt Johannes David Straßmüller die obere Spitalswohnung, so dass zur „Logis“ der Armen lediglich noch „in der Mitte eine Küche, [eine] kleine und große Stube auf dem Boden“ zur Verfügung standen.

Das ehemalige Spital wurde bis 1990 als Wohnhaus genutzt. Dann ging es in den Besitz der Gemeinde über und wurde umgebaut. Die Vinothek wurde am 1. August 2004 eröffnet.

Am Haus befindet sich eine Darstellung von „Weinhex“ und „Pfeifenhannes“. Die Figuren erzählen die Geschichte eines Winzers, der sich wunderte, dass in seinem Keller der Wein aus seinem besten Fass auf unerklärliche Weise immer weniger wurde. Es waren jedoch keine unnatürlichen Kräfte am Werk, sondern seine eigene Frau, die sich am Wein labte. So entstand die Sage von der „Weinhex“. Eine Verbindung zur mittelalterlichen Hexenverfolgung in Winningen besteht nicht. 

(Auszüge aus: Winningen – Beiträge zur Ortsgeschichte. Die Chronik ist erhältlich beim Krumme-Verlag oder der Gemeindeverwaltung.)

Das alte Spital - heute Vinothek
Minolta DSC
Minolta DSC