Der Blick zurück in alte Winzerzeiten ist auch eine Rückschau auf einen Beruf, der mühsam und entbehrungsreich war. Der harte Alltag im Weinberg hinterließ seine Spuren. So diente als Dünger und Humuslieferant ausschließlich Stallmist, der mit einer Kiepe (Botte) – siehe Foto – die steilen Hänge hinauf getragen werden musste. Bei der Lese mussten kräftige Männer (Träger), die Trauben mit der Traubenbotte auf meist sehr felsigem Grund zu Tal tragen. Danach folgte die Kelterung, die auch wieder kräftige Muskeln verlangte, um den Saft aus den Beeren zu pressen. Der Wein wurde in Eichenfässern gelagert, die im Keller gereinigt und gepflegt werden mussten. War das nicht möglich, wurden die etwa drei Zentner schweren Fuderfässer (etwa 1000 Liter), die Kellertreppe hinauf und wieder hinab getragen.
Reichtümer waren mit der Bewirtschaftung der meist kleinen Parzellen nicht zu erwirtschaften. Da der Wein zum Lebensunterhalt verkauft werden musste, war es ab Ende des 19. Jh. auch üblich, aus den ausgepreßten Trauben (Treber) einen Haustrunk zu bereiten. Die Treber ließ man unter Zusatz von Zucker und Wasser in einer Bütte durchgären und kelterte sie nochmals ab. Der so gewonnene Tresterwein (Flubbes oder Bubbes) war alkohol- und bukettarm und wegen der aus den Trebern entzogenen Gerbstoffe geschmacklich oft nur bedingt befriedigend, genügte dem Winzer aber als Durstlöscher bei der Wingertsarbeit und als Abendschoppen (Kräusje). Die Herstellung von Treberwein verlor sich wieder in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg und bleibt damit eine Episode der 1. Hälfte dieses Jahrhunderts.
(Quelle – Auszüge und Zeichnungen: Gerhard Löwenstein – Der Weinbau in Winningen, herausgegeben vom Museumsverein Winningen. Dort kann die Broschüre auch erworben werden.)